24. April 2009

Reisebericht Westkykladen(10) - Sifnos

Mittwoch, 24.09., Sifnos:
Wanderung: Apollonia, Artemonas und die umliegenden Dörfer, Kirche Panagia Poulati, Kastro
(Fotos zum Vergrößern bitte anklicken!)
Kastro an der Ostküste ist ein schönes Wanderziel
(Fotos werden beim Anklicken vergrößert gezeigt)

Um kurz vor 6h wecken uns die Schreie der Hähne und das Bellen von Hunden. Wir frühstücken auf unserer Terrasse. Die Sterne und die klare Sichel des Mondes kündigen einen schönen Tag an. Langsam lösen sich die hohen Hänge zu beiden Seiten der Bucht aus dem Dunkel und nehmen Struktur an.
Während wir auf den ersten Bus hinauf nach Apollónia warten, taucht die aufgehende Sonne die ersten Gipfelspitzen in rosa Licht. Der Bus kommt um 7.30h und braucht rund 15 Minuten für die etwas über 5 km, die sich die Asphaltstraße durch das breite Tal und schließlich hinauf zu dem inmitten einer hügeligen Terrassenlandschaft und angrenzender Dörfer liegenden Hauptort Apollonia zieht.
Sífnos zeigt sich nun von seiner sanften, fruchtbaren, einladenden Seite, ganz im Gegensatz zum ersten schroffen, kahlen Eindruck. Hier oben, zwischen dem Auf- und Ab der sanften Hänge breiten sich größere Senken aus. Es ist reichlich Platz für kleine Felder, Obst- und Weingärten und immer wieder die weißen Tupfer der Häuser, die sich um Kirchen mit leuchtendblauen Kuppeln zu Dörfern gruppieren. Apolonnía breitet sich als Anhäufung weißer Quader aus. Weitere ähnliche Ansammlungen sind auf den Hügeln ringsum sichtbar: Ano Petáli, Káto Petáli, Artémonas und Katavatí heißen umliegenden Dörfer. Ihre Architektur ist typischer Kykladenstil. Die Häuser sind nahezu ausnahmslos strahlend weiß und haben Flachdächer. Sie drängen sich nicht so dicht wie etwa in der Chóra von Sérifos. Die flach gewellte Landschaft gibt den Ortschaften Raum für Gärten und Plätze zwischen den Häusern und Gassen. Artemónas, Ano Pétali, Kato Pétali, Katavatí und Exámbela grenzen eng an den Hauptort Apellonía an, sind teils verwachsen mit ihm. Weiter unten am Meer, von hier noch nicht sichtbar, liegt das malerische Kástro. Die Morgensonne lässt die weißen Dörfer inmitten von kleinen Olivenhainen und Feldern hell strahlen. Es wird ein schöner sonniger Tag. Wir gehen von der Bushaltestelle am Iroon-Platz von Apollonia bis zur Kreuzung, an der die Straße und Buslinie von Kamáres nach Artemónas auf die in Richtung Vatí im SW und Platís Gialós und Fáros im SO trifft. Von hier gehen wir ein Stückchen weiter auf der Straße Richtung Artemónas, bis in einer Kurve links zwei Stein-Stufen-Wege abzweigen, der linke nach 'Ano Petalí, der rechte nach Artemónas. Wir nehmen als erstes den nach Ano Petali, gehen zwischen den schlichten aber gepflegten und mit Terrakottamotiven und -aufsätzen geschmückten schneeweißen Häusern bis zur Kirche, genießen den Blick über die Hügel und auf die umliegenden Kirchkuppeln und -türme und Dörfer. Dann kehren wir zurück zu der Abzweigung, um nun den anderen der beiden Steinpfade nach Artemónas zu nehmen. Auch hier wieder rechts und links des schmalen Pfades kleine, adrette, schneeweiße Häuser mit den typischen, kunstvollen Terrakottaverzierungen. Auch die Blumen sind hier fast ausnahmslos in Tontöpfe gepflanzt anstelle der sonst in griechischen Dörfern oft gebräuchlichen Blechbehälter, wie ausgedienten Olivenölkanistern. Größere Villen, einige davon klassizistischen Baustils, befinden sich weiter außerhalb am Hang. In Artemonas kommen wir auf einem für die hügeligen Verhältnisse großen Platz mit Cafés und Geschäften heraus, auf dem eine gedrungene, mit ihren dicken Mauern trutzig wirkende weiße Kirche steht und an den der Parkplatz mit der Omnibushaltestellt angrenzt.

Wir verlassen den Ort und gehen etwas über 1 km hinab zu der Kirche Panágia Pouláti am Meer, erst ein Stück auf der Asphaltstraße, dann schlagen wir die ausgeschilderte Schotterstraße ein, bis schließlich links der Stein-Stufen-Weg hinab zu der kleinen Kirche mit ihrer klosterähnlichen Anlage führt, die sich wunderschön mit ihrem strahlenden Weiß, ihrer blauen Kuppel und den blauen Fensterläden der Zellen von dem schroffen graubraunen Felsen der kleinen Bucht und dem weiten, blauen Meer und Firmament abhebt. (s. Foto links)

Weiter gehen wir auf einem kleinen Pfad unterhalb der Kirche, kurz oberhalb des Wassers ca. zwei Kilometer nach Kástro (s. Foto hier und zu Beginn des heutigen Berichts). Der kleine Ort ergießt sich wie Sahneguß über die Kuppe eines Hügels. Eine Akropólis stand hier einst, dann ein Kastell. Geblieben davon sind nur einige Mauerreste und vereinzelte marmorne Säulen und Hochreliefs, die in den Häusern verbaut wurden sowie große marmorne Sarkophage, die mehr oder weniger intakt vor einigen davon stehen. Interessant sind die vereinzelten Holzbalkone mit Toilettenhäuschen. Das Auf- und Ab der Gäßchen und der Wechsel zwischen adrett renovierten und Spuren der Zeit tragenden, sich selbst überlassenen Häusern, der Blumen, Außentreppen, Durchgänge und Bögen vor der Kulisse des tiefblauen Meers ist sehr reizvoll. Unterhalb des Dorfes, draußen auf dem Meer liegt ein Fels, den ein Kirchlein mit dunkelblauer Kuppel krönt, zu dem ein mit weißen Linien gezeichneter schmaler Weg hinaufführt. Epta Martyres heißt es. Vor unserem Gang durch den Ort hatten wir in dem Restaurant Leonidas am Ortseingang Kaninchen, Gávros und Skordaliá gegessen. Das gepflegte Lokal mit seinen mit Häkelbordüren besetzten Gardinen, dunklen Holzmöbeln und grünen Tischdecken liegt am Steilhang zum Meer. Durch die Panaromafenster genießt man beim Essen einen herrlichen Ausblick in einer freundlichen, gepflegten Atmosphäre. Nachdem wir uns an dem malerischen Kástro einigermaßen sattgesehen und -fotographiert haben, gehen wir zur Asphaltstraße in Richtung Kató Petáli und Apollónia. Eine Frau nimmt uns bis zu der Abzweigung zu dem Kloster Christomos mit dem Auto mit. Das Kloster ist verlassen. Nur die Kirche ist intakt und frisch gestrichen. Die Gemäuer der Zellen jedoch sind großenteils verfallen. Schön ist wieder der Blick von hier aufs Meer und die umliegenden Dörfer. Alle Dörfer bieten ein homogenes Bild. Alle Häuser sind weiß gestrichen und haben Flachdächer. Nur selten mischt sich in Apolloniá eine klassizistische Villa zwischen die kykladentypischen Quader mit ihren kleinen Aufsätzen und Kaminen. Auf der Aspaltstraße gehen wir zurück nach Apollonia, wo wir gegen 15.30 h eintreffen. Wir sehen uns etwas im Ort um und verweilen schließlich am Iroon-Platz, bis um 16.30 h der Bus zurück nach Kamáres kommt. Der Iroon-Platz ist der Hauptplatz des Ortes. Er ist recht groß für die hügeligen Verhältnisse. Hier befinden sich die Post, eine Bank, eine Apotheke, das Museum in einem kleinen Park und ein Touristenbüro, das sogar um diese Jahreszeit noch auf hat. Außerdem befindet sich in einem Eck das kleine Kafésachároplastío Lákis und an dem Eck, an dem die Straße weiter zu der Kräuzung nach Artémonas bzw. Váthos und Fáros geht, ein weiteres Kafénion an der Ecke sowie ein Souvláki- und Gýros-Imbiss daneben in der Straße. Auch Essen kann man an dem Platz. Die Taverne "I oréa Sífnos" sieht von vorn klein und schlicht aus, hat nach hinten jedoch einen schönen Garten. Zur Saison betreibt sie einen großen Grill, auf dem ganze Lämmer Platz haben. Selbst jetzt in der Nebensaison hat sie eine gut sortierte Speisekarte mit dem inseltypischen Arní mastélo und zahlreichen anderen Fleisch- und Gemüsegerichten bietet. Weil wir schon zu Mittag gegessen haben, trinken wir jedoch nur einen Café-Frappé bzw. Bier und nehmen um 16.30 h den Bus zurück nach Kamáres.

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