14. April 2012

Nur noch auf Wunder ist Verlass!


Nichts lief nach Plan diese Ostern für die Griechen. Nichts außer dem Osterwunder, dem Heiligen Licht, dem Heiligen Feuer.

Gut, mag daran liegen, dass es nicht auf dem Territorium des krisengebeutelten Landes stattfindet, sondern in Israel, in Jerusalem. Trotzdem ist es von großer Bedeutung für die Griechen, ranken sich doch ihre wichtigsten Osterbräuche darum!

Wenigstens dieses Wunder geschah auch dieses krisen- und chaosgeschüttelte Jahr ganz so wie jedes Jahr, genau so wie anzunehmenderweise seit Christi Geburt, belegterweise seit dem 8. Jahrhundert, als Kreuzritter davon berichteten. Wie beispielsweise schon sehr detailreich von dem russischen Priester Daniel in seiner Reisebeschreibung aus den Jahren 1106/07 beschrieben, entzündete sich auch heute, am Samstag, den 14. April des Krisenjahres 2012, wieder in der Grabeskapelle der Auferstehungskirche in Jerusalem ein "himmlisches" Feuer ganz von selbst und ohne Fremdeinwirken. Dieses Feuer ist zunnächst reines Licht ohne der dem Feuer eigenen verzehrenden Wirkung, so dass noch nie berichtet wurde, dass sich der Patriarch von Jerusalem, der seit Jahrhunderten zu diesem Zeitpunkt in der Grabeskapelle betet, den Bart versengt hätte. An einer speziellen Stelle oberhalb des Grabes Christi nimmt es sodann jedoch solche Qualität an, dass der Patriarch daran seine Kerze entzünden kann. Mit ihr tritt er aus der Kapelle, um das Heilige Licht weiter zu reichen - sukzessive an die gesamte orthodoxe Christenheit. Flankierend zu dem seit Jahrtausenden gleichbleibenden Zeremoniell hat sich in unseren Zeiten eine Logistik entwickelt, die dafür sorgen will, dass alle Orthoxen Christen teilhaben können an dem Mysterium und sich eine Kerze mit nach Hause nehmen können, deren Flamme ihren Stammbaum direkt auf das vom Himmel herabgestoßene Heiligen Feuer aus der Auferstehungskirche in Jerusalem zurückverfolgen kann.

Griechenland wird mit einem Staatsflieger versorgt, der das heilige Feuer möglichst schnell und direkt zunächst mal auf Athener Internationalen Flughafen Eleftherios Venizelos bringt, wo es wie ein Staatsbesuch von hohen kirchlichen und weltlichen Würdenträgern empfangen wird.. Von dort geht es weiter in andere griechische Städte und auf die Inseln. Denn noch in der Osternacht soll es in allen Kirchen brennen, damit sich die Gläubigen daran ihre eigene Kerze entzünden können und es bis ins eigene Heim tragen können.

Um das zu bewerkstelligen, sollte der griechische Staatsflieger heute um 18.30 Uhr auf dem Athener Internationalen Flughafen eintreffen. Nun ist eine Verspätung bis 20.00 Uhr gemeldet. Wenn auch glücklicherweise das Wunder selbst ganz unbeeindruckt von Krisen und damit einhergehendem Chaos reibungslos stattfand, so klappte es offenbar dieses Jahr mit dem Drumherum nicht so recht. Kein Wunder, so chaotisch wie diese Ostern waren schon lange keine mehr. In der Karwoche, die in Griechenland "Heilige Woche" (Megali Evdomada) heißt, streikten zuerst die Seeleute, was den Fährverkehr zum erliegen brachte und zu mindestens Zehntausend Stornierungen führte, danach die Überlandbusse, wovon abermalsl rund 15.000 Reisende betroffen waren. Um sich auszumalen, was das bedeutet, muss man wissen, dass die Woche vor Ostern ähnlich der Woche um Mariä Himmelfahrt Mitte August Hauptreisezeit in Griechenland ist, da alle mit ihrer Familie in ihrem Heimatdorf oder auf ihrer Heimatinsel feiern wollen. Chaos pur.

Wie schön, dass wenigstens auf Wunder noch Verlass ist in unserer aus den Fugen geratenen Welt!

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