28. Dezember 2014

Hölle und Paradies sind sich zuweilen sehr nah!

Den ganzen Sonntag, den 28. Dezember 2014, dauerten Lösch- und Rettungsarbeiten an der Adria-Fähre Norman Atlantic an, nachdem diese in den frühen Morgenstunden einen Notruf wegen eines ausgebrochenen Feuers an Bord abgesetzt hatte. Unwetter mit Windstärke bis zu 10 Beaufort und Wellen bis zu 4 Meter (laut manchen Berichten 6 Meter) hoch setzten den Passagieren des brennenden Schiffs schlimm zu und machten ihr Verbringen auf die herangeeilten Schiffe und Hubschrauber äußerst schwierig, so dass sich ihre Rettung extrem langsam gestaltete. Eine Hölle für die Betroffenen. Und dies so nah an der paradiesisch anmutenden Insel Othoni . 33 Seemeilen von diesem geographisch zu den Diapontischen Inseln und verwaltungsmäßig zur Insel Korfu gehörigen, 5,6 Kilometer langen und durchschniittlich  3,6 Kilometer breiten Inselchen war die Normal Atlantic entfernt, als sie das erste Notsignal sendete.

26. Dezember 2014

Feiertage - Mußetage - Lesetage!

In den ersten Schnee gezeichnet: Κales ΓΙΟΡΤΕΣ =  kales GIORTES = Frohe FEIERTAGE

Feiertage - und dann gleich anschließend Wochenende! Viel Zeit für meinen bequemen Lesesessel, der jetzt in seinem Winterkleid aus kuscheligem Lammfell steckt. Draußen der erste Schnee, wenngleich er schon wieder mit viel klangvollem Getröpfel begleitet von Vögelgezwitscher an der ab und zu durch die Wolken brechenden Sonne dahinschmilzt.

Ich habe gerade begonnen, Christian Rathners Buch "Durch die Krise kommt keiner allein - Was Griechenland Europa lehrt" zu lesen und bin gespannt. Im Moment bin ich noch beim Vorwort, das überschrieben ist mit Probleme mit der Hängematte oder: Warum dieses Buch geschrieben werden musste. Hier holt Rathner ein wenig aus. Er berichtet kurz über eigene Griechenlanderfahrungen, die den Recherchen zu diesem Buch und einer entsprechenden TV-Sendung vorausgingen, und über sein Griechenlandbild zu einer Zeit, als die Krise noch nicht die Oberhand hatte. Als Schlüsselerlebnis, das ihn dieses Buch schreiben ließ, nennt er ein Interview mit der österreichischen Finanzministerin, das er eines Morgens gehört hatte. Ob die Griechen wohl selbst daran schuld seien, dass sie beim Bremsmanöver der auferlegten Sparpolitik durch die Windschutzscheibe geflogen seien, wollte der Reporter wissen. Die Ministerin ließ diese Sicht der Dinge nicht gelten. "Die Griechen sind nicht durch die Windschutzscheibe geflogen", sagte sie mit Nachdruck: "Die Griechen sind aus der Hängematte gefallen."

Diese Sicht der Dinge - oder besser diese gekonnte Polemik, wie er sie nennt, die auf Zustimmung heischende Weise Halbwahres mit ganz Falschem, Beurteilungen mit Vorurteilen vermischt, stößt nun wiederum Rathner bitter auf. So bitter, dass er sich genötigt sieht, dieses Buch zu schreiben. Im Bild von der Hängematte schwingt die böse Vorstellung von den Menschen mit, die es sich faul und arbeitsscheu im Sozialsystem bequem gemacht haben, erkennt er ebenso wie das Zielen auf das Vorurteil über die Bewohner südlicher Länder, die sich angeblich in die Sonne legen, anstatt ein ordentliches Bruttoinlandsprodukt zu erwirtschaften. Vor allem aber stößt ihn die Pauschalierung ab: Nicht etwa die griechische Politik wurde kritisiert, sondern "die Griechen", also alle.

Ich hoffe, im weiteren Verlauf der Lektüre schmelzen Vorurteile genauso zügig dahin, wie draußen der erste Schnee und es kommt etwas erhellendes Licht in das Mediendickicht rund um Griechenland und die Krise.

Weiterer Blogbeitrag zu dem Buch:
Meine Buchbesprechung nach vollständiger Lektüre

24. Dezember 2014

Kala Christoujenna! - Frohe Weihnachten!

Allen Besuchern dieses Blogs von Herzen frohe Feiertage! Dazu das Lied ("Stille Nacht -) Heilige Nacht", gesungen und mit einem Krippenspiel in Szene gesetzt von der beliebten Kinderband "Ta Zouzounia"

20. Dezember 2014

Im Rausch der Tiefe auf Kalymnos und Amorgos


Luc Besson hat mit "Im Rausch der Tiefe" einen Film vorgelegt, der von der Faszination des Meeres, griechischer Landschaft und des Tauchens - ganz aus eigener Kraft - lebt.

Im Zentrum von Luc Bessons Film stehen Apnoe-Taucher, wie jene legendären großenteils von der  Insel Kalymnos, aber auch anderen ägäischen Inseln stammenden Taucher, die ohne Geräte Schwämme aus den Meerestiefen emporbringen. Sie holen tief Luft und halten sie während des Tauchgangs an. Der Begriff Apnoe kommt aus dem Griechischen von  pnoí = Atemzug und entsprechend  ápnoia = Nicht-Atmung. Über Jahrhunderte diente diese gefährliche Tauchart auf Kalymnos dem Broterwerb. Die aus dem Meer geholten Schwämme stellten bis circa 1950 die Haupteinnahmequelle auf der Insel dar.

Blick vom Kloster Panagia Chozoviotissa auf Amorgos

Auch heute noch fahren Schwammtaucher von Kalymnos aufs Meer um nach Schwämmen zu tauchen - allerdings inzwischen mit Tauchausrüstung. Dennoch hat auch das Apnoetauchen als sportliche Disziplin noch ihre Anhänger. Die Sportvereinigung AIDA der Anhänger dieser Form des Tauchens hält seit Jahren internationale Apnoe-Wettkämpfe ab - auch schon auf Kalymnos.

Im Film "Im Rausch der Tiefe" wird das Tauchen zum sportlichen Ehrgeiz und zur Leidenschaft. Viele Szenen des Films spielen in Griechenland vor der Kykladeninsel Amorgos. Inspiriert ist er von der Lebensgeschichte des berühmten Apnoe-Tauchers Jacques Mayol, der ohne Atemgerät in eine Tiefe von 100 Metern gelangte.

15. Dezember 2014

Neuer Lesestoff

Gerade habe ich meine Lektüre der einfühlsamen, stimmigen Reportagen aus Thessaloniki und Chalkidiki im Krisenjahr 2014 von Landolf Scherzer in seinem Buch "Stürzt die Götter vom Olymp" beendet - eine gleichermaßen kurzweilige wie aufschlussreiche Lektüre, die viele eigene Eindrücke bestätigt.

Nun liegen neben meinem Lesesessel für die nächsten winterlichen Leseabende bereit:

  • Der neue Krimi des griechischen Autors Petros Markaris, der mir sicher genauso gut gefallen wird wie seine bisherigen Werke . Τιτλοι τελους (titli telus) ist sein griechischer Titel. Auf Deutsch soll er im März 2015 unter dem Titel "Zurück auf Start" erscheinen.   
  • "Griechenland im Würgegriff - Ein Land an der EU-Peripherie wird zugerichtet" , herausgegeben von Paul B. Kleiser mit Beiträgen verschiedener Autoren
Weiterer Blogbeitrag dazu:
> Meine Buchbesprechung zu "Durch die Krise kommt keiner allein" 

5. Dezember 2014

Düstere Erinnerungen und aktuelle Krawalle

Alexis Grigoropoulos murder spot, Tzavella st, Athens
70 Jahre liegen die in Griechenland Dekembriana genannten erbitterten Kämpfe im Athen des Dezembers 1944 zurück, an die eine sehr lebhafte Erinnerung in der Stadt besteht. Man gedenkt nicht nur der Tausende von Opfer. Vor allem vergisst man nicht das Unrecht, das damals vielen ehemaligen Widerstandskämpfern gegen die Nazis geschah. Rund 12.000 von ihnen wurden in Straflager verschleppt, während ehemalige Nazi-Kollaborateure auf Athens Straßen paradierten. Hauptschuld daran trug ein plötzlicher Strategiewechsel der britischen Besatzer, die nach dem Abzug der Nazis im Oktober 1944 an der Macht waren und sich plötzlich gegen die ehemaligen verbündeten Widerstandsgruppen ELAS und EAM stellten, weil sie deren kommunistischer Gesinnung die rechte Ausrichtung der Nationalisten und Royalisten vorzogen. Ein profunder Artikel im britischen Guardian nennt das Britanniens "schmutziges Geheimnis".

6 Jahre erst ist es her, dass der 15-jährige Alexandros Grigoropoulos in Athen von dem Polizisten Epaminondas Korkoneas durch einen Schuss in den Leib getötet wurde. Wut- und Trauerbekundungen und Proteste waren die Folge, schließlich auch Ausschreitungen und Polizeigewalt. Seither kommt es am Jahrestag dieses tragischen Tods immer wieder zu Demonstrationen und oft auch zu Krawallen.

Im Dezember 2014 befindet sich nun ein enger Freund des damals getöteten Alexandros Grigoropoulos im Hungerstreik. Der heute 20-jährige Nikos Romanos war 2008 Augenzeuge, als sein Freund zu Tode kam, wurde seither straffällig und kämpft nun von dem Gefängnis aus, in dem er einsitzt, für seine Zulassung zum Studium. Denn trotz Bestehens der schwierigen Panhellenischen Prüfungen soll es ihm wegen der Haftstrafe versagt werden. Tausende Athener unterstützen ihn und protestieren für ihn auf Athens Straßen.
Denn angesichts dieser Verkettung von als ungerecht und brutal empfundenen Ereignissen über den Lauf der Jahre hinweg hat die heutige Situation des jungen Nikos Romanos und seine Auflehnung dagegen natürlich Symbolcharakter. Bildung, die ihm verwehrt werden soll, hat für die Griechen gerade in Krisenzeiten einen sehr hohen Stellenwert. "Brot, Bildung, Freiheit" stand auf den Transparenten, als Studenten sich im November 1973 gegen die damals seit 1967 herrschende Militärdiktatur erhoben. Mit dem gleichen Slogan gehen die Athener auch heute wieder auf die Straßen ihrer Stadt, um auf Misstände hinzuweisen oder ihrer Meinung nach ungerecht Behandelte zu unterstützen.

Quelle: Englischsprachiger Artikel "Athens 1944: Britain's dirty secret" im Guardian 

Weitere Informationen:

4. Dezember 2014

Fest der Heiligen Barbara

Das Fest der Heiligen Barbara (griechisch Βάρβαρα, sprich Várvara) ist eines der Feste, die in den westlichen Kirchen am gleichen Tag wie in der griechisch orthodoxen Kirche gefeiert wird - am 4. Dezember.

Auch die Spezialisierung der Heiligen Märtyrerin ist die in beiden Kirchen eine ähnliche. Sie gilt als Patronin der Bergleute - und damit als Schutzheilige all jener, die ihre Arbeit unter Tage verrichten. So betrachtet auch die Metro sie als ihre Patronin. Deshalb öffnet die noch im Bau befindliche Metro von Thessaloniki anlässlich des Fests der Heiligen Barbara einige der weitgehend fertiggestellten Stationen für die Öffentlichkeit zur Besichtigung. Es sind dies am 4. Dezember 2014 von 11:00 bis 15:00 Uhr die Station am neuen Bahnhof von Thessaloniki, Freitag, 5. Dez., 14:00 bis 17:00 Uhr die Station Syntrivani und Sonntag, 7. Dez. 2014, 11:00 bis 14:00 Uhr die Station Analipsi.

Nach der Überlieferung war Barbara die Tochter des Dioscuros und lebte am Ende des 3. Jahrhunderts im kleinasiatischen Nikomedia (dem heutigen İzmit).

Das Wort Barbara bedeutet Fremde. Lautmalerischen Ursprungsstand stand es für etwas, was für griechische Ohren, die die Worte und Laute der Fremden nicht zu deuten wußten wie ein Brabbeln klang, einfach nur ein Brabrabarbarabra, was die "Barbaren" da von sich gaben.

Griechische Gotteshäuser, die der Heiligen Barbara geweiht sind, feiern am 4. Dezember ihr Kirchweihfest. Besonders festlich geschieht das im Ort Ag. Varvara in der Präfektur Iraklio auf Kreta, in Louros nördlich von Preveza in der Region Epirus und in Pamfylla auf der ägäischen Insel Lesbos.