25. April 2016

29.April-2.Mai sind 2016 griechische Ostern. "Große Woche" führt darauf hin

Fünf Wochen später als die Westkirchen feiern die Griechen 2016 das orthodoxe Osterfest - das größte Fest im Jahreszyklus der orthodoxen Kirche.
Diese Woche ist also Megali Evdomada, die "Große Woche", die der Karwoche der Westkirchen entspricht. 

Viele Restaurants bieten in dieser Woche streng vegane Fastenspeisen an. Denn die meisten orthodoxen Gläubigen fasten zwar nicht die empfohlenen 46 Tage vor Ostern, zumindest aber während der "Großen Woche".

An ihrem Auftakt steht der Kyriaki ton Vajon oder Kyriaki tou Lazarou (Sonntag des Lazaros), für den nach altem Brauch ein spezielles, lazarakia genanntes Gebäck gebacken wird, das keine tierischen Bestandteile enthalten darf und die Form kleiner Menschenkörper hat, die wie in ein Leichentuch gewickelt aussehen.




Es folgt der Große Montag, an dem sich viele Griechen dem Osterputz widmen, während die Kirche der Reinigung von Händlern und Geldwechslern gedenkt, der Jesu den Tempel von Jerusalem unterzog.

Am Großen Dienstag werden Wände geweißelt,um im österlichen reinsten, weißen Glanz zu erstrahlen. Auch Gehsteige und Platten auf Plätzen werden gern mit frischen weißen Kontouren bemahlt. In der Kirche wird die 859 entstandene Hymne der Kassiane gesungen.

Am Großen Mittwoch bekommen die Kirchgänger mit geweihtem Öl ein Kreuzzeichen auf die Stirn gezeichnet - als Reinigung von ihren Sünden und Vorbereitung auf die Osterkommunion.

Am Großen Donnerstag strebt die Hinführung auf Ostern ihrem Höhepunkt zu. Die zwölf Evangelien, die die Leiden Christi beschreiben werden vorgetragen. Nach dem sechsten Evangelium gehen alle Lichter der Kirche aus und die Gläubigen verfolgen mit angezündeten Kerzen die Nachstellung der Kreuzigung von Jesus und singen dabei die altgriechische Psalme "Símeron kremáte epi ksílou....." ("Heute wird er an das Holz gehängt....."), worauf man das Hämmern der Nägel hört, mit denen Jesus ans Kreuz genagelt wurde. Danach wird das Kreuz Christi in der Kirche aufgestellt, bevor die letzten sechs Evangelien vorgetragen werden. Frauen beginnen, den Epitafios zu schmücken, wie einen hölzernen Sarg nennt, auf den am Morgen des Karfreitag ein goldbesticktes Tuch gelegt wird, das den Leichnam Jesu mit der Heiligen Marie und Engeln darstellt.
Einzelne Gegenden und Inseln haben ihr ganz spezielles Brauchtum am Großen Donnerstag bzw. Gründonnerstag.
Auf Patmos ist es beispielsweise die Niptyra genannte Fußwaschungszeremonie, im Epirus das Entfernen der Schafs- und Ziegenglocken bis zum Ostersonntag.


Am Großen Freitag bzw. Karfreitag schließlich, wird der Epitaphios in einer festlichen Zeremonie durch die Straßen getragen, gefolgt von den Gläubigen.
Auch für diesen Tag haben viele Gemeinden ihr eigenes  Brauchtum. So stellen beispielsweise Bewohner des Dorfes Marpissa auf der Insel Paros alljährlich mit stimmungsvoll beleuchteten lebendige Bilder - sogenannten Tableaux Vivants - entlang des Prozessionswegs regungslos Szenen aus dem Leidensweg Christi nach.

Am Großen Samstag ist dann der große Moment der Kunde von Christi Auferstehung und des Heiligen Feuers. Sobald in der Abendmesse die altgriechischen Worte Défte lávete fós („Kommt und nehmt Licht“) gefallen sind, wird das „Heilige Licht“ vom orthodoxen Geistlichen an die Kirchgänger weitergegeben, die damit ihre Kerzen entzünden. Um Mitternacht erklingt der Tropárion genannte Psalm zur Ankündigung der Auferstehung Christi. Glockengeläut und Feuerwerk setzen ein. Die Menschen fallen einander in die Arme, küssen sich und rufen "Christos anesti!" (Christus ist auferstanden) und "Alithos anesti!" (In Wahrheit auferstanden). Dieses Rede-Antwortspiel wird von nun an statt „Frohe Ostern!“ - "Danke, gleichfalls!" die Osterfeiertage begleiten.

Weitere Informationen zum Thema:

> Streiks zur Osterzeit und Verschiebung des "Tags der Arbeit" auf den 3. Mai 2016 wegen der Osterfeiertage

> Zu den unterschiedlichen Terminen zwischen Ost- und Westkirchen für Ostern und andere bewegliche Feiertage

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