12. Dezember 2016

Viel packende Lektüre

Momentan lese ich "DAS GELBE DOSSIER" von M. Karagatsis, einem ebenso großen Meister der Erzählkunst wie der in Europa weitaus bekanntere Nikos Kazantzakis, wenn man Petros Markaris glauben will, der die Einleitung zu dem Buch geschrieben hat. Und ich glaube ihm. Denn einerseits schätze ich Markaris und seine Werke sehr. Und andererseits hat mich "DAS GELBE DOSSIER" nach der Lektüre des ersten Kapitels auch schon selbst in seinen Bann gezogen. So sehr, dass ich mir auch gleich ein den Debütroman des Autors mit dem Titel OBERST LJAPKIN kommen ließ. Durch den Vergleich in Markaris' Einleitung an Nikos Kazantzakis erinnert, weckte ferner ein auch gerade auf Deutsch erschienenes Buch mein Interesse, in dem sich Kazantzakis mit antiker Mythologie beschäftigt: "IM PALAST VON KNOSSOS".

Damit läge ja nun genug Lektüre für die langen Winterabende bereit.

Noch habe ich ohnehin eine ganze Weile am GELBEN DOSSIER von M. Karagatsis zu schmökern.
Erst bis zur Seite 170 bin ich vorgedrungen. Über 600 Seiten hat das Buch.

Nachdem mich die Erläuterung "WIE DAS GELBE DOSSIER IN DIE HÄNDE DES AUTORS GELANGTE" zu Beginn des Buchs ordentlich neugierig gemacht hatte, begegnete ich im folgenden ERSTEN KAPITEL als zentralen Protagonisten neben der zu Tode gekommenen Hauptperson Manos Tassakos einem großen griechischen Literaten mit Augen, die eine Welt für sich sind:
groß, braun, rastlos, unruhig reflektieren sie mit zuverlässiger Deutlichkeit selbst die kleinste Nuance eines gewaltigen, komplexen, methodischen, durchdringenden und auf vielfältige Weise widersprünglichen Denkens, das zugleich aber mit einer extremen, in ihrer Beweglichkeit geradezu dämonischen und unzähligen Wechseln und Wendungen unterliegenden Sensibilität verwoben ist.
Es war mir vergönnt, die literarischen, philosophischen und juristischen Debatten des Besitzers dieser faszinierenden Augen namens Kostis Rousssis mit dem nicht minder interessanten Anwalt und Schriftsteller Tassakos zu verfolgen und die weiteren Personen seines im Laufe der Geschehnisse verengenden Kreises kennenzulernen - ihnen in die Augen zu sehen:
In ihren wässrigen, unbeseelten, farblos blauen Augen blitzte für einen Moment der Anschein eines wilden, urwüchsigen, grausamen Lebens auf ...
So oder ähnlich würde wohl auch eine rasende altersgeile Tigerin das junge Männchen anstieren, nach dem sie lechzt, bevor sie über es herfällt, um es zu zerfleischen, unfähig, sich auf andere Weise an ihm zu erfreuen.
Wehe Dir, Tassakos! Du, dessen Ableben Rätsel aufgibt, ob es denn wirklich, wie eine Abschiedsnotiz besagt, Selbstmord war, bist es, den Roussis' ältliche Haushälterin Katerina im Blick hat, während es derart in ihren Augen blitzt und den sie gern mit dem Lächeln einer verliebten Natter begrüßt.

Dann bin ich mal gespannt, wie es weiter geht! Morgen gehe ich das zweite Kapitel an. 

 

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