24. Februar 2018

Griechenlandkrimi-Autorin Claudia Konrad im Interview

Claudia Konrad ist 1965 in Göttingen geboren und lebt heute im Nordschwarzwald. Sie arbeitet als Verwaltungsangestellte, ist Mitglied in der Sektion Literatur des Pforzheimer Kulturrats e. V. und Gründungs- sowie Vorstandsmitglied des Goldstadt-Autoren e. V. Neben dem Schreiben liegen ihr das Reisen und der Humor im Blut. So fließen nicht nur in ihre Reisebücher, in denen sie von ihren Griechenland-Motorradreisen erzählt, sondern auch in ihre Kurzkrimis und ihren ersten Krimiroman mit dem Titel "Tod in Alepochori" viele auf ihren Reisen gesammelten Erlebnisse und Eindrücke ein.
 

Heidi: Wie würdest du dich selbst in fünf Worten beschreiben?
Claudia: Selbstbewusst, energisch, unberechenbar, friedliebend, gesellig

Heidi: Wann hast du mit dem Schreiben begonnen?      
Claudia: Den ersten Versuch startete ich im zarten Alter von 10 Jahren mit einem Krimi, der es immerhin in den Aushang im Landeskriminalamt in München geschafft hatte.
Der Neustart folgte im Jahr 2008.

Heidi: Was hat dich zum Schreiben bewogen?      
Claudia: Zunächst war die Idee meine Motorradreise-Berichte, einmal als Sozia und dann als Selbstfahrerin, festzuhalten. Nachdem man sich um die eher nüchternen Reisebericht förmlich riss, verpackte ich das Erlebte in ein, beziehungsweise zwei Bücher, die ich schließlich selbst publizierte.
Zum Krimi kam ich durch eine Ausschreibung für einen regionalen Kurzkrimi zurück. Nicht unerheblich war dabei die Meinung befreundeter Journalisten.

Heidi: Wie sammelst du dein Material? 
Claudia: Aus dem täglichen Geschehen in der Stadt, Land, Urlaub, Politik. Wenn eine Idee als Kopfkino gespeichert ist, geht es ans Recherchieren, was unter Umständen bedeuten kann, dass ich ein paar Monate mit Bücherlesen und vor Ort Inaugenscheinnahmen verbringe. Daraus ergeben sich dann Einzelheiten oder Skurriles. 

Heidi: Was liest du selbst am liebsten? 
Claudia: Wie viel Zeit hast du?

Heidi: Na, leg mal los! Du bist wohl eine richtige Leseratte?
Claudia: Okay, ich bin ein Riesenfan von historischen Romanen, wenn in diesen ein Funken Wahrheit verarbeitet ist. Neben Biographien, finden sich auch Geschichtsbücher, archäologische-, juristische- und rechtsmedizinische Sachbücher, Krimis, aber auch locker, flockige Lektüre in meinen Bücherregalen. Äh - noch Fragen?

Heidi: Ja, bei dieser Flut an Lesestoff möchte ich dich fragen: Was war für dich das beste und was das schlechteste Buch, das dir je in die Finger kam?
Claudia: Hm, beides eine Frage des Geschmacks und des Genres. Zwei meiner Favoriten sind „Götter, Gräber und Gelehrte“ und „Die Säulen der Erde“. Das Schlechteste ist für mich eindeutig „Feuchtgebiete“.

Heidi: Hast du es trotzdem zu Ende gelesen? 
Claudia: Zu Ende gelesen? Nein, mein Kopfkino hätte das nicht länger ertragen. Nach der Hälfe habe ich das Buch weitergegeben.

Heidi: Dein letztes Werk, der Krimi "Tod in Alepochori", spielt neben dem Ausgangsort Pforzheim in den beiden Ländern Italien und Griechenland. Pforzheim ist dein Heimatort. Hast du ähnlich enge Beziehungen zu den beiden anderen beiden Ländern? 
Claudia: In Pforzheim wohne und arbeite ich. Ich bin mit einigen Unterbrechungen im Frankenland aufgewachsen. Das ist meine Heimat. „I bin a Frangg und des bassd fei.“
Mit Italien verbinden mich einige wenige Urlaubsziele. In erster Linie dient es als Durchfahrt nach Ancona, Venedig und bis letztes Jahr Triest, um die Fähre nach Hellas zu erreichen. Auf Rom kam ich, nachdem ich einige Bücher über das beschriebene Thema im Krimi inhaliert hatte.
Griechenland bezeichne ich als zweite Heimat. Land, Leute, Freunde, Flair. Ich kenne nach 22 Jahren Hellas einzelne Regionen wie meine Westentasche. In dem Kriminalroman steckt viel Wahrheit. Es gibt beziehungsweise gab erwähnte Menschen und auch Trixi in Alepochori.


Heidi: Welches ist für dich der schönste Platz auf der Welt?
Claudia (verschmitzt grinsend) Den verrate ich nicht. Wenn dort die Menschen einfallen, ist er nicht mehr schön.

Heidi: Das verstehe ich. Ich tippe mal auf irgendein entlegenes Bergdorf oder ein Inselchen in Griechenland. Aber lassen wir das. Sag mir zum Schluss nur noch eins: Was sind deine Pläne und Hoffnungen für die Zukunft?

Claudia: Im Vordergrund steht neben der Fertigstellung eines weiteren Kriminalromans, die Gesundheit. Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, gehe ich einfach meinen Weg weiter. Ein Traum wäre, vom Schreiben leben zu können. Leute, kauft meine Bücher! 

Wer jetzt auf Claudia Konrad und ihre Bücher neugierig geworden ist, findet mehr über sie uns ihre Werke auf ihrer Autorenwebsite. Und die Autorin "zum Greifen nah" gibt es am 15./16. März 2018 bei ihrem Auftritt auf der Leipziger Buchmesse.
 

18. Februar 2018

Bessere Aussichten für Hunde, Katzen und andere Vierbeiner in Griechenland

Nicht nur Privatpersonen und -initiativen, sondern endlich auch der Gesetzgeber und die Gerichte beginnen Tierschutz in Griechenland ernst zu nehmen und hohe Geldstrafen für das Aussetzen, Töten oder Quälen hilfloser Kreaturen zu verhängen, wie dieser lesenswerte Artikel von Wassilis Aswestopoulos mit vielen konkreten Beispielen berichtet.

8. Februar 2018

Tod in Alepochori von Claudia Konrad

Spannender Lesestoff für den Griechenlandurlaub

Das handliche, leichte Taschenbuch mit seiner recht großen, gut leserlichen Schrift passt sicher gut ins Reisegepäck und in die Badetasche für den Strand. Sein gelungenes weißblaues Coverbild mit typisch griechischen Ingredienzen und der griechische Ortsname im Titel lassen gleich auf "Griechisches" zwischen den Buchdeckeln schließen. Tatsächlich erweist sich das Buch als unterhaltsame Urlaubslektüre -- vorzugsweise im Land der Hellenen zu konsumieren – kleine Lerneffekte inbegriffen. Oder warum auch nicht sich das Vergnügen schon im trüben, kalten westeuropäischen Winter gönnen, um Vorfreude auf den Griechenlandurlaub zu schüren und nebenbei sich vielleicht einige griechische Alltagsfloskeln und -marotten einzuprägen, die man wiedererkennen wird, wenn einem tatsächlich endlich die griechische Sonne Haupt und Herz erwärmt?!

Auch Romreisende werden dies und jenes an Römischem bei der Lektüre aufschnappen. Denn auch in der Ewigen Stadt spielen einige Passagen, doch die schüren eher Ängste vor Maffia, Gaunertypen, Korruption und Verschwörungstheorien, als dass sie redliche, bodenständige, italienische Typen und lebensnahes italienisches Flair, Gebaren und Gepflogenheiten beschrieben. Speziell als Einstimmung auf das Urlaubsland kann man den Krimi deshalb zwar Griechenlandtouristen, nicht hingegen Italienreisenden empfehlen.

Wie schon vom Buchcover nahegelegt, liegt der Autorin neben ihrer Heimat Schwaben ganz offenbar eher Griechenland im Blut.

"Welle" - Ein Schwabe unter Griechen

Hauptperson des Krimis ist der Pforzheimer ehemalige Kriminalkommissar und seit seiner Pensionierung Sonderermittler Wellendorf-Renz, kurz "Welle" genannt von seinen Stammtischbrüdern und ehemaligen Polizei-Kollegen. Sein ständiger Begleiter heißt Trollinger wie sein Lieblingswein, hat vier Beine und eine (zu) gute Nase. Der Hund weicht nicht von seiner Seite  -- auch nicht in Griechenland, wohin eine Stammtischrunde Hund und Herrchen "katapultiert" hat, indem sie dem Witwer einfach ein Fährticket schenkte. Statt hier wie geplant einen gemütlichen Urlaub zu verbringen, lässt sich "Welle" von seinem Hund gleich weiter "katapulieren" mitten in einen Mordfall. Denn Trollinger hat eine Leiche geschnüffelt. Und "Welle" gibt sich der daraufhin gerufenen Polizei als "Kollege" zu erkennen und wird gleich involviert – nicht nur in den Mordfall, sondern auch in die Familie eines griechischen Polizisten, wo sich auch gleich noch eine Geschichte reifer Liebe anbahnt ...
Sehr erbaulich sind Welles putzigen, schwäbelnden Begegnungen mit griechischer Sprache, Mentalität und Eigenart zu lesen. Der Schwabe lässt sich erklären  was es mit Endaxi, Gamo to! und Gamisu! auf sich hat und stört sich auch an Malaka! nicht, das ihm eh' niemand übersetzt. Wie könnte man auch?! Dabei wirkt Welle immer sehr offen und sympathisch, so dass man ihm gern bei seinen gemütlichen Besichtungstouren nach Delphi, zum Golf von Korinth und nach Athen, bei seiner zarten Romanze mit der Mutter eines Polizei-"Kollegen" und bei seinen wilden Abenteuern mit Verbrechern, Mafia und Mördern folgt.

Tod in Alepochori
Taschenbuch, 210 Seiten
Pinguletta Verlag (2017)
ISBN-10: 3981767837
ISBN-13: 978-3981767834

5. Februar 2018

Großkundgebung in Athen: "Mazedonien ist griechisch"


Hunderttausende Demonstranten tauchten am gestrigen Sonntag, den 4. Februar 2018, den Syntagmaplatz vor dem griechischen Parlament und angrenzende Straßen des Zentrums von Athen in ein Meer von weißblauem Fahnen, in die sich ab und zu das Goldgelb des Sterns von Vergina und der einen schwarzen Doppeladler tragenden, die griechische Orthodoxie symbolisierenden Flagge mischte. "Mazedonien ist griechisch und nur griechisch" war einer der Slogans.  Was sich dahinter verbirgt, vor allem aber wieviel politischer Sprengstoff und diplomatische Verwicklungen daran hängen, beschreibt ein griechische Politik und Kirche beleuchtender Artikel von Wassilis Aswestopoulos

Natürlich wurde das Geschehen auch in den sozialen Medien verfolgt. Was hier zum Besten gegeben wurde, zeigt, dass bei weitem sich nicht alle begeistert davon waren, dass ein Namensstreit soviel an Wirbel auslöst. Hier einige Beispiele:
Da heißt es zum Beispiel "Fragt diesen Mann, was er vom Thema Nummer 1 in Griechenland hält - dem Namen seines nördlichen Nachbarn."

https://twitter.com/petar_traykov/status/960147802855804928
George Orwells Gedanken über Nationalismus werden zitiert:

https://twitter.com/MylonasMakis/status/960104186523389952


Unter dem hashtag #Δεν_θα_paω_γιατιa (#Ich_gehe_nicht_hin_weil) meldeten sich diejenigen zu Wort, die beschlossen hatten, der Großdemo fern zu bleiben und ihre Gründe dafür darlegen wollten. Hier zum Beispiel: .. weil ich mit den Eltern dieser Kinder nichts zu schaffen habe.
https://twitter.com/GiannisMpathas/status/959814374209867776
 Auch die Einmischung der Kirche in den Namensstreit ist offenbar nicht jedermanns Sache in Griechenland: "Kirche und Militär Hand in Hand" heißt es da beispielsweise ..
https://twitter.com/Kyria_Katy/status/960101280785092609

.. und "Nicht Islamabad ... Athen"
https://twitter.com/antones_fubar/status/960084502533033986 
Manchem ist auch daran gelegen, zu zeigen, dass es solche und solche Demonstrationen gibt in Griechenland und griechische Metropolen letztendlich doch bunt bleiben.
Unter den Hauptrednern der Kundgebung in Athen war auch der nimmermüde über 92-jährige Mikis Theodorakis. Auch die achtjährige Wirtschaftskrise habe die historische Erinnerung der Griechen nicht ausradieren können, sagte der Komponist und ewige Kämpfer.